Ein Mann, ein Schlagzeug und die Geschichte des Jazz präsentiert Dietrich Rauschtenberger
als Paul Trombeck in seinem Solo-Theaterstück "Die Kunst ein Schlagzeug aufzubauen".
In der Rolle des Jazz-Veteranen Paul Trombeck erzählt Dietrich Rauschtenberger die Geschichte des Schlagzeugs.
Nach und nach packt er seine Trommeln und Becken aus und lüftet dabei augenzwinkernd ein großes Geheimnis der Jazz-Geschichte.
Der Free Jazz, der Aufbruch der freien Musik in den sechziger Jahren, ist nämlich nicht im New Yorker Untergrund erfunden worden,
sondern im Vereinsheim des Deutschen Turnvereins in Wuppertal-Barmen - das übrigens bei der Gelegenheit zusammengebrochen ist.
Nicht Ornette Coleman, Cecil Taylor oder Bill Dixon sind die ersten Freejazzer gewesen, sondern Trombeck und sein Freund Hans Notenbast.
Alles andere ist pure Geschichtsfälschung. Wenigstens behauptet Trombeck das.
Er erzählt vom Frust seiner Jugend in den Fünfzigern. Von seinem Vater, für den der Jazz Verrat an der abendländischen Kultur war.
Von der Musik als Mittel, sich zu wehren. Von dem Saxofonisten Dölfi Kampschulte, der heute im stilistischen Bundesamt für Sicherheits-Jazz zuständig ist.
Und es wird klar, warum sie den Free Jazz erfinden mussten: Aus Rache. Damit jeder deutsche Vater und jede deutsche Mutter ein für alle mal wussten,
dass Jazz genau so schrecklich ist, wie die Nazis immer behauptet hatten.
Der Schlagzeuger aus Leidenschaft berichtet kreativ, schrill und manchmal auch nachdenklich
aus seinem Leben. Die Rebellion gegen Autoritäten und Regeln mit der Musik als Ausdrucksmittel
und der Frust der Jugend in den fünfziger Jahren werden von einer ganz persönlichen und
authentischen Sichtweise beschrieben. Lebensgefühl und Zeitgeist der fünfziger und sechziger
Jahre verpackt in Anekdoten, Selbst-Ironie, Witz und viel Musik bieten eine gelungene Mischung.
Viele der Anekdoten sind ausgeschmückt oder ganz erfunden, Namen und Schauplätze verändert.
Die Geschichte ist fiktiv, aber auch autobiografisch. Dietrich Rauschtenberger war nämlich selbst
beteiligt am Aufbruch der freien Musik in den sechziger Jahren und wirkte zusammen mit Peter
Kowald im ersten Trio von Peter Brötzmann mit.
Dietrich Rauschtenberger hat das Stück seit der Premiere in Wuppertal 2002 viele Male mit
Erfolg gespielt unter anderem in Berlin an der renommierten Vaganten Bühne. Der Wuppertaler
Hörbuchverlag "guanako audio" von Dirk Peters hat den überarbeiteten und
gekürzten Bühnentext mit Rolf Becker als Sprecher 2006 mit dem Titel
"Wie wir den Free Jazz erfunden haben" als Hörspiel-CD veröffentlicht.
Das Hörspiel ist vom Deutschlandradio, vom BR, vom Österreichischen ORF und vom Schweizer
DRS gesendet worden. Im WDR 5 wurde es 2006 von Daniel Blum in "Service Hörbuch"
besprochen. Der BR wählte es 2006 zum Hörbuch der Woche.
[ Zum Video "Die Kunst ein Schlagzeug aufzubauen" ]
|